Nuovo Falcone Prototyp
Im Jahre 1965 war Moto Guzzi nach dem Tod des Firmengründers Carlo Guzzi auf dem Höhepunkt einer Finanz- und Identitätskrise. Die Geschäftsleitung, bestehend aus dem Planer Giulio Carcano und assistiert von Umberto Todero, beschloss eine Neuauflage und Erneuerung der veralteten und nunmehr überholten Halblitermaschine. Sie erhofften dadurch neue Aufträge der Regierung zu ergattern. Diese waren für das Überleben des Hauses unentbehrlich.
Unter absoluter Geheimhaltung wurden zwei Maschinen fertiggestellt. Sie unterschieden sich von der alten Falcone zum einen durch einige technische Einzelheiten wie z.B. Schwungrad-abdeckung, Ansaugkrümmer, Lichtmaschine und Ölpumpe, zum anderen in der Ausstattung: Beinschilder, Windschutzscheibe, Seitenkoffer, Sirene und Funkausrüstung.
Die ersten Probeläufe fanden in der Gegend um Mandello statt. Weitere Tests wurden durch das Verkehrsministerium in Rom durchgeführt.
Nach etlichen Missgeschicken bedingt durch administative Schwierigkeiten die mit der Übernahme der neu gegründeten Gesellschaft SEIMM und die Einführung des neuen technischen Direktors Lino Tonti endeten, wurden diese Maschinen in einem Schuppen gelagert und vergessen.
1970 wurden sie dann gekennzeichnet und, um die Finanzlage zu verbessern, verkauft. (Ein etwas unüblicher Vorgang, denn ansonsten wurden Prototypen im Firemeigenen Museum ausgestellt oder verschrottet.)
Die 500er mit der Nr. 1 erhielt Herr Tiziano der ein Angestellter bei Moto Guzzi war. Die andere mit der Nr. 2 ging an den Werksfahrer und erfahrenen Tester Pier Antonio Piazzalunga. Er benutzte sie mit grosser Zufriedenheit über viele Jahre um damit zu seiner Arbeit bei Moto Guzzi zu fahren.
Technische Charakteristiken waren: ein neuer revolutionärer Doppelschleifenrahmen mit geschlossenen Unterzügen und obenliegenden doppelten Tragebalken, Trockensumpf-schmierung mit Zahnradpumpe und einem 3 Liter Ölbehälter der unter dem Motor angebracht war, dazu eine neue Zündung mit Zündverteiler AA 31 (ähnlich der Ercole 57 und der Falcone Corazzieri mit elektrischem Anlasser) 12 Volt Zündspule, Batterie, Dynastarter von Bosch, Dell'Orto 29 VHB Vergaser und F 20 Luftfilter, 4 Gangschaltung und 18" Räder mit 3.50-18 Reifen.
Zu dem Motorrad gibt es noch den Originalbrief, in dem die glücklichen Vorbesitzer eingetragen sind. Desweiteren ist die Maschine im historischen Register ASI eingetragen.
Dieser Prototyp wurde lange Zeit unverdienterweise vergessen. Aus diesem ersten Originalrahmen, ähnlich dem zerlegbaren Rahmen der V7 Sport (von Lino Tonti in zusammenarbeit mit Pier Antonio Piazzalunga und Umberto Todero, der berühmten rechten Hand von Carcano, 1971 konstruiert) entstand eine neue Motoradgeneration die bis zum heutigen Tag gebaut wird.
Heutiger Besitzer (mit Stand vom 07.01.2011) des Prototyps Nr. 2 ist Alberto Simeone der auch diesen Text und die Bilder zur Verfügung stellte. Die Maschine mit der Nr. 1 befindet sich meines Wissens noch heute in Besitz des Herrn Tiziano in der Nähe von Lecco.
Vielen Dank an Alberto Simeone für diesen Beitrag und Lorenzo Calaon für die Übersetzung.