| Passwort vergessen?
Motor einfahren
  •  
 1
11.02.12 15:37
Bulldog 

Motor einfahren

Es ist zwar noch nicht so weit, mache mir aber jetzt schon Gedanken, wie ich meinen neu aufgebauten Motor einfahren werde.
Im Gegensatz zu einem ab Werk gebauten Motor, der auf einem Motorprüfstand schon getestet wurde, wird das meine erste Aufgabe sein.

Definition:
"Einfahren" ist die Zeitspanne, in der sich bewegliche Bauteile im Motor aneinander anpassen.

In erster Linie geht es darum, den - gewollten - rauen Kreuzschliff, der beim Hohnen in der Grauguss-Zylinderlaufbuchse entstanden ist, mit den Kolbenringen zu glätten und anzupassen. Das heißt, der Kolben dichtet dann auch besser ab, die Kompression wird sich nach den ersten gefahrenen Kilometern verbessern. Die neu eingebauten Rollenlager können dabei unberücksichtigt bleiben, mit den heutigen Fertigungstoleranzen u. hochwertigen Oberflächen sind diese nahezu gleich vollgasfest.
Über Dauer / Zeitraum und Vorgehensweise gibt es dabei die unterschiedlichsten Meinungen.
Es wird sogar behauptet, dass es bei den üblichen Einfahrvorschriften der Hersteller weniger darum geht, den Motor einzufahren, es geht vielmehr darum, den Motor schadenfrei über die Garantiezeit zu bringen, um den Händlerwerkstätten keine Arbeit zu machen.

Moto Guzzi schreibt z.B. vor, dass die Falcone in den ersten 800 km nicht schneller als 80 km und dann bis 1600 km nicht mehr als 95 km im 4. Gang gefahren werden soll. Dann kann die Höchstgeschwindigkeit stufenweise bis 3000 km erbracht werden.
Carl Hertweck schreibt in seinem Buch ?Arbeiten am Motor besser machen? : Um später keinen ?Oma Motor? zu haben und Bearbeitungsfehler gleich und nicht später (nach der Garantiezeit) zu finden , sollte während der Einlaufphase eines neu aufgebauten Motors auch schon gleich nach den ersten 30 gefahrenen Kilometern kurzzeitig volle Leistung abverlangt werden.
Vorgehensweise: In der Ebene im vierten Gang sollte das Motorrad bis auf 80% der angegebenen Höchstgeschwindigkeit langsam beschleunigt und gefahren werden, sofern dazu nicht gerade Vollgas nötig ist. In Steigungen und bei viel Gegenwind ist die Geschwindigkeit gleichgültig, man zieht das Gas nur zu 2/3 auf, ganz gleich in welchem Gang und bei welcher Geschwindigkeit. Man fährt eben nicht mit Vollgas. Langsames Fahren macht keinen Sinn, damit tut man dem Motor nichts Gutes. Schon nach der Warmlaufphase, so nach den ersten 25 km auf einem ebenen Stück, sollte man das Gas kurzeitig voll aufziehen. Dabei vorsichtshalber zwei Finger auf den Kupplungshebel und gleichzeitig auf den Motor hören . Dann gleich wieder Gas zurück auf 2/3 und das ganze mehrmals, so alle 25 km, wiederholen. Nach ca. 50 bis 80 Km haben sich dann die Kolbenringe der Laufbahn schon einigermaßen angepasst und man kann auch schon die erste Vollgasminute einlegen. Dann wieder runter auf 2/3 Gas. Das ganze einige Male wiederholen, wobei das Gas auch zwei bis drei Minuten auf Vollgas stehen kann. Ein von Mal zu Mal lebhafter und drehfreudiger Motor wird sich bemerkbar machen. Während der Einfahrzeit sollte nur handelsübliches Mineralöl (billiges Baumarktöl) zur Schmierung dienen. Wer glaubt, mit synthetischem Motorenöl dem Triebwerk etwas besonders Gutes zu tun, irrt sich gewaltig. Teure synthetische Motorenöle haben keine Einfahreigenschaften. Ihre hochwertigen Wirkstoffe lassen das "Einschleifen" nicht zu.
Nach den ersten hundert Kilometern sollte der erste Ölwechsel ( der wichtigste im Leben eines Motors) mit anschließendem Nachziehen der Stehbolzen (Zuganker) und Einstellen der Ventile fällig sein.
Darf man dem Autor glauben, gelingt es bei der Prozedur - selbst durch brutalste Behandlung - nicht einen Motor zum Fressen zu bringen , wenn nur genügend Kühlflüssigkeit und Öl drin ist. Der Motor wird nach 100 km Einlaufzeit auch tausend Kilometer Vollgas aushalten.
Das ganze hört sich hart an und widerspricht der Einfahrvorschrift von Guzzi .
Bin mir nicht sicher, ob es bei der Prozedur der ?verstärkten Einlaufzeit" eher darum geht, bei Sport ? oder Rennmotoren das eine oder andere Kilowatt Nennleistung noch rauszuholen. Von Ölverbrauch, Verschleiß oder von der Lebensdauer des Motors ist da allerdings nicht die Rede.
Ob diese Einfahrmethode für den und groben großvolumigen Traktormotors einer Falcone das richtige ist?
Nach welcher Methode habt ihr euren Motor eingefahren, gibt es da Erfahrungen?


Gruß Bruno

Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.

11.02.12 18:31
falconissimo 
Re: Motor einfahren

Hallo Bruno, Augen zu und voll drauf!!

sollte es nicht sein.

Das einzige was wirklich eigefahren werden sollte, so wie Du es schon gesagt hast, ist die Zylinderlaufbahn.
Vielleicht auch das Gleitlager des Pleuel etwas.
Alles andere bedarf keiner Einkaufzeit.

Bei den Motorenbauern werden neue Motoren ja auch in 20 Minuten bis zur Leistungsgrenze geprüft.

Meine Einfahranweisung:


Die ersten hunderte Kilometer nicht voll ausdrehen, aber schon Leistung verlangen.
So ab 2000 Umdrehungen kann man schon Vollgas geben, aber bei 3000 bis 3500 Umdrehungen wieder zu machen.
Die ersten 2 Gänge nur zum anfahren nutzen, mit mittlerer Drehzahl, den 3. und 4. Gang schon nutzen.
Aber so bei 90 Km sollte bis 500 Km Schluss sein.
Langsam steigern nach 1000 Km etwa 100 Kmh, bei 1500 Km schon mal kurzzeitig Vollgas fahren und dann immer längere Volllgasfahrten.

So würde ich das machen.
Aber man ist schon geneigt, den Hahn etwas mehr aufzudrehen.

Ölwechsel nach 1000km ist OK, Zylinderkopf nachziehen und Ventile einstellen, nach 300-500km

Viele Grüße Peter

Zuletzt bearbeitet am 11.02.12 18:34

11.02.12 21:08
sinabela 
Re: Motor einfahren

Moto Guzzi schreibt z.B. vor, dass die Falcone in den ersten 800 km nicht schneller als 80 km und dann bis 1600 km nicht mehr als 95 km im 4. Gang gefahren werden soll. Dann kann die Höchstgeschwindigkeit stufenweise bis 3000 km erbracht werden.
Carl Hertweck schreibt in seinem Buch ?Arbeiten am Motor besser machen? : Um später keinen ?Oma Motor? zu haben und Bearbeitungsfehler gleich und nicht später (nach der Garantiezeit) zu finden , sollte während der Einlaufphase eines neu aufgebauten Motors auch schon gleich nach den ersten 30 gefahrenen Kilometern kurzzeitig volle Leistung abverlangt werden.
Vorgehensweise: In der Ebene im vierten Gang sollte das Motorrad bis auf 80% der angegebenen Höchstgeschwindigkeit langsam beschleunigt und gefahren werden, sofern dazu nicht gerade Vollgas nötig ist. In Steigungen und bei viel Gegenwind ist die Geschwindigkeit gleichgültig, man zieht das Gas nur zu 2/3 auf, ganz gleich in welchem Gang und bei welcher Geschwindigkeit. Man fährt eben nicht mit Vollgas. Langsames Fahren macht keinen Sinn, damit tut man dem Motor nichts Gutes. Schon nach der Warmlaufphase, so nach den ersten 25 km auf einem ebenen Stück, sollte man das Gas kurzeitig voll aufziehen. Dabei vorsichtshalber zwei Finger auf den Kupplungshebel und gleichzeitig auf den Motor hören . Dann gleich wieder Gas zurück auf 2/3 und das ganze mehrmals, so alle 25 km, wiederholen. Nach ca. 50 bis 80 Km haben sich dann die Kolbenringe der Laufbahn schon einigermaßen angepasst und man kann auch schon die erste Vollgasminute einlegen. Dann wieder runter auf 2/3 Gas. Das ganze einige Male wiederholen, wobei das Gas auch zwei bis drei Minuten auf Vollgas stehen kann. Ein von Mal zu Mal lebhafter und drehfreudiger Motor wird sich bemerkbar machen. Während der Einfahrzeit sollte nur handelsübliches Mineralöl (billiges Baumarktöl) zur Schmierung dienen. Wer glaubt, mit synthetischem Motorenöl dem Triebwerk etwas besonders Gutes zu tun, irrt sich gewaltig. Teure synthetische Motorenöle haben keine Einfahreigenschaften. Ihre hochwertigen Wirkstoffe lassen das "Einschleifen" nicht zu.
Nach den ersten hundert Kilometern sollte der erste Ölwechsel ( der wichtigste im Leben eines Motors) mit anschließendem Nachziehen der Stehbolzen (Zuganker) und Einstellen der Ventile fällig sein.
Darf man dem Autor glauben, gelingt es bei der Prozedur - selbst durch brutalste Behandlung - nicht einen Motor zum Fressen zu bringen , wenn nur genügend Kühlflüssigkeit und Öl drin ist. Der Motor wird nach 100 km Einlaufzeit auch tausend Kilometer Vollgas aushalten.
Das ganze hört sich hart an und widerspricht der Einfahrvorschrift von Guzzi .
Bin mir nicht sicher, ob es bei der Prozedur der ?verstärkten Einlaufzeit" eher darum geht, bei Sport ? oder Rennmotoren das eine oder andere Kilowatt Nennleistung noch rauszuholen. Von Ölverbrauch, Verschleiß oder von der Lebensdauer des Motors ist da allerdings nicht die Rede.
Ob diese Einfahrmethode für den und groben großvolumigen Traktormotors einer Falcone das richtige ist?
Nach welcher Methode habt ihr euren Motor eingefahren, gibt es da Erfahrungen?


ist absolut korrekt, wie Moto Guzzi das beschrieben hat, wenn Du es so macht hast du keine Probleme. Wichtig ist auch das Ölwechseln nach 100Km.
Gruss Bela

Zuletzt bearbeitet am 11.02.12 21:12

 1
Fertigungstoleranzen   Bearbeitungsfehler   handelsübliches   Einfahrvorschriften   vorsichtshalber   Geschwindigkeit   Vollgas   Händlerwerkstätten   Kupplungshebel   Höchstgeschwindigkeit   Vorgehensweise   Zylinderlaufbahn   unberücksichtigt   Einfahranweisung   unterschiedlichsten   Einfahrvorschrift   Kühlflüssigkeit   Grauguss-Zylinderlaufbuchse   Volllgasfahrten   Einfahreigenschaften